Eine kleine Zeitreise

 *Werbung - Rezensionsexemplar*

Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich liebe es mit einem Buch eine Zeitreise machen zu können. Vor allem England in längst vergangenen Tagen reizt mich immer wieder sehr, daher freue ich mich, wenn ich ein entsprechendes Buch finde. Wenn sich dieses dann auch noch als Krimi entpuppt, dann kann es doch nur ein gutes Buch werden, oder?

Atmosphärische Mörder-Suche im viktorianischen London: In ‚Der Mord in der Rose Street‘, dem 2. Band der historischen Krimi-Reihe, ermittelt Leo Stanhope in einem Mord-Fall unter Adligen und Anarchisten. Geschrieben wurde das Buch von Alex Reeve und ist im Knaur Verlag erschienen.

https://www.droemer-knaur.de/buch/alex-reeve-der-mord-in-der-rose-street-9783426528259

London, 1881: Ein Jahr ist vergangen, seit Leo Stanhope nicht nur die Frau verloren hat, die er liebte, sondern beinahe auch sein eigenes Leben. Eigentlich möchte er nur ein ruhiges Leben führen – doch dann steht erneut die Polizei vor seiner Tür. Eine Anarchistin ist ermordet worden, und sie trug Leos Adresse bei sich.

Am Tatort trifft Leo überraschend auf einen Mann aus seiner Vergangenheit: Der junge Adlige John Thackery ist unter falschem Namen zum Arbeiterführer geworden, um gegen seinen tyrannischen Vater zu rebellieren.  Er weiß, dass Leo früher einen anderen Namen trug. Und er droht, ihn zu verraten, sollte Leo ihm kein Alibi für die Mord-Nacht liefern. Im besten Fall würde man Leo »nur« ins Irrenhaus werfen – aber kann er deshalb einen Mörder schützen?

Nachdem ich vom Einstiegsband der Leo Stanhope Reihe, ‚Das Haus in der Half Moon Street‘, nicht ganz überzeugt war, weil der Band, trotz des formidablen historischen Flairs das der Roman verströmte, doch einige Längen aufwies und Leos innere Zerrissenheit, ob seiner Transsexualität, etwas zu sehr ausgewalzt wurde, wollte ich dem Autor und seiner Reihe gerne noch eine zweite Chance geben, denn man erwischt nur selten historische Romane, die die Zeitepoche so authentisch wirken lassen. Aber vor allem fand ich es spannend, dass Alex Reeve hier einmal Bürgerliche agieren lässt und deren Welt beschreibt.

In dem Buch geht der Autor, am Rande, auf die großen Nachteile der industriellen Entwicklung ein, die Fabrikbesitzer immer reicher machte und ihren Angestellten dafür mehr Leid und Armut brachte. Zwar wurde in England die erste Gewerkschaft in den 1860er Jahren gegründet (ab ca. 1830 schlossen sich erste Arbeitervereine zusammen), doch blieb es für einfache Arbeitnehmer schwierig, sich gegen ihre Arbeitgeber zu behaupten, wenn Not am Mann war). Ich fand diese Hintergründe super spannend und informativ, die Zeiten waren eben nicht immer rosig und wir können über die heutigen Bedingungen froh sein.

Dieses Buch macht mir diesmal viel mehr Spaß als der Vorgänger, gerade Leo bei der Aufklärung des Falles über die Schulter zu schauen. Dazu kommt, dass Alex Reeve auch die bereits im ersten Band eingeführten Nebenfiguren wieder auftreten lässt und ihnen zusätzliche charakterliche Facetten auf den Leib geschrieben hat. Ebenfalls erfährt man mehr über Leos Vorleben, den Zwist mit seinem Vater, was ihn als Hauptfigur greifbarer macht.

Zugegeben, hochexplosive Spannung sucht man hier vergebens- es ist eher ein feiner historischer Krimi der ruhigeren Gangart, den man hier geboten bekommt. Dennoch ist er sehr lesenswert und ich habe ihn praktisch in einem Rutsch ausgelesen, weil ich ihn nicht weglegen mochte. Ich bin sehr froh, nicht gleich nach dem Auftaktband wieder ausgestiegen zu sein und kann so eine Leseempfehlung aussprechen und freue mich auf den Folgeband.