Geschwister – ein Segen. Oder ein sehr gut getarnter Test der Nerven.

Wer selbst eine Schwester oder einen Bruder hat, weiß: Es ist eine Mischung aus inniger Liebe, täglichem Chaos und gelegentlichem Mordgelüst (rein symbolisch natürlich). Und genau dieses wunderbare Gefühlschaos hat Anna Lott in ihrem neuen Buch „Maja und Marietta aus dem großen, bunten Haus“ auf so herrlich ehrliche, witzige und warmherzige Weise eingefangen, dass wir uns beim Lesen mehrmals gefragt haben: Hat sie bei uns unter der Couch gelauscht?

Das Buch richtet sich an Kinder ab 5 – und ehrlich gesagt auch an alle Eltern, die sich beim Vorlesen mal wieder dabei erwischen, lauter zu lachen als die eigentlichen Zielpersonen.

Worum geht’s?

Maja ist die große Schwester. Verantwortungsbewusst, clever – und manchmal (völlig zurecht!) ein bisschen genervt. Zum Beispiel, wenn Marietta, die kleine Schwester mit dem großen Forscherdrang, heimlich Majas Lieblingspuppe frisiert. Mit der Nagelschere. Oder wenn das heißgeliebte Drachenpony plötzlich nur noch ein halbes Drachenpony ist.

Aber dann gibt es eben auch die anderen Tage:

Die, an denen man gemeinsam Kuchen nascht (nachts, mit Taschenlampe – die Kalorien zählen da nicht), Klingelstreiche ausheckt oder auf dem Flohmarkt eine Billion verdient. Und spätestens wenn Maja Marietta erzählt, dass sie im Supermarkt gekauft wurde – und Marietta das erstmal ernst nimmt – weiß man: Diese beiden sind ein echtes Dream-Team. (Mit kleinen Aussetzern.)

Was macht dieses Buch besonders?

  • Zehn eigenständige Geschichten, die man wunderbar einzeln lesen kann – oder alle hintereinander, wenn niemand schlafen will (wir sprechen aus Erfahrung).
  • Eine vielfältige Hausgemeinschaft, die so selbstverständlich bunt, lebendig und inklusiv ist, dass man wünscht, man würde selbst dort wohnen. (Auch wenn Frau Müller aus dem 10. Stock immer meckert – selbst sie hat am Ende ihr Herz am rechten Fleck.)
  • Kinder dürfen hier alles sein: laut, leise, gemein, liebevoll, albern und mutig. Also: Kinder halt.
  • Illustrationen von Ariane Camus, die die Geschichten visuell perfekt ergänzen – verspielt, farbenfroh und mit so viel Charme, dass man sich die Figuren am liebsten an die Wand hängen möchte. (Kleiner Scherz. Oder auch nicht.)

Und das Beste?

Ob mit oder ohne eigene Geschwister – dieses Buch macht einfach Spaß. Es erinnert uns daran, dass Streiten dazugehört, dass Versöhnung schön ist und dass die kleinen, alltäglichen Momente oft die lustigsten Abenteuer sind.

Unsere Kinder wollten gar nicht, dass es aufhört. Und wir auch nicht.

Liebe Frau Lott: Wir brauchen dringend Band 2. Die Puppe Carlotta hätte da sicher noch einiges zu erzählen.

Fazit:

Ein warmherziges, kluges und sehr witziges Kinderbuch über das echte Leben mit kleinen und großen Gefühlen – ganz ohne Kitsch, dafür mit jeder Menge Herz.

Perfekt zum Vorlesen, Mitfiebern, Lachen und Seufzen. Und ideal für alle, die Geschwister haben, sich welche wünschen oder froh sind, keine zu haben.