Grandios wie der erste Band

 *Werbung - Rezensionsexemplar*

Genau vor einem Jahr hab ich das erste Buch von Steve Cavanagh förmlich verschlungen, einen Abend habe ich mich vor den Kamin gesetzt das Buch aufgeschlagen und in der nächsten Minute konnte ich das Buch durchgelesen wieder in das Regal stellen. Da wundert es wohl nicht, dass ich das zweite Buch auch lesen musst. Was vielleicht etwas verwirrend ist, es handelt sich hierbei eigentlich um den 5. Band der Reihe, allerdings ist es erst der zweite Band der in Deutschland erschienen ist.

Fifty-fifty‘, geschrieben von Steve Cavanagh und erschienen im Goldmann Verlag.

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Fifty-Fifty/Steve-Cavanagh/Goldmann/e590574.rhd

Frank Avellino wurde mit äußerster Brutalität in seinem eigenen Schlafzimmer erstochen, der Täter muss in einem wahren Blutrausch gehandelt haben. Besser gesagt: die Täterin. Denn Franks Töchter Alexandra und Sofia beschuldigen sich gegenseitig der Tat. Die eine ist eine sadistische Mörderin, die andere unschuldig. Aber welche? Sowohl Eddie Flynn, der Sofia vor Gericht verteidigt, als auch Alexandras junge Anwältin Kate Brooks befürchten, dass die Wahrheit im Trubel um diesen spektakulären Fall untergeht. Denn der Ermordete war nicht nur ehemaliger Bürgermeister von New York, es gibt auch ein Millionenerbe zu verteilen. Und Eddie Flynns Chancen, die richtige Schwester vor dem Gefängnis zu bewahren, stehen fifty-fifty ...

Natürlich bin ich nach Thirteen mit sehr hohen Erwartungen an das Buch herangegangen, weil ich mich gefragt habe, ob Steve Cavanagh möglicherweise nur ein One Hit Wonder ist. Spoiler: Für mich eindeutig nicht.

Das Buch ist recht komplex und anspruchsvoll, der Mordfall ist relativ simpel erklärt: Zwei Schwestern, beide waren am Tatort, beide haben Spuren hinterlassen, beide haben den Notruf abgesetzt, beide haben ein Motiv – und beide beschuldigen sich gegenseitig. Die eine wird von Eddie vertreten, die andere von der Junganwältin Kate, die erst in einer Großkanzlei war, aber hier im Laufe des Buches aussteigt. Im Fokus steht dieses Mal auch gar nicht so sehr der eigentliche Prozess, dieser beginnt auch erst nach über der Hälfte des Buches, sondern viel mehr die Vorbereitung und die Frage, wie man hier die Wahrheit finden will. Der Autor bedient sich hierbei einem wahnsinnig guten Trick: Er lässt die Mörderin als „Sie“ mit eigenen Kapiteln ein wenig Chaos verursachen. Leider verrät „Sie“ dabei aber nicht, wer sie ist und so beginnt der Leser, die Puzzleteile hin und her zu schieben, nach Lücken und Hinweise zu suchen und ich kann gestehen, dass ich absolut wahnsinnig geworden bin, denn nach jedem Kapitel von „Sie“ hatte ich eine andere Vermutung. Und so tappt man unglaublich lang im Dunkeln, versucht sich einen Reim zu machen, aber natürlich hat man auch so einige Vermutungen. Wird der Autor den offensichtlichen Weg gehen oder doch den unterwarteten? Steve Cavanagh macht beides und doch alles anders. Er geht wahrlich über Leichen und einige davon sind mehr als überraschend gewesen, andere Mittel zum Zweck, aber eines haben sie gemeinsam: Die Killerin ist hochgradig verrückt.

An vielen Stellen versteckt der Autor auch hier wieder sozialkritische Aspekte und auch einiges an Kritik am Rechtssystem von Amerika. Hier hat mich am meisten überrascht, wie undurchsichtig und unmöglich die Deal-Praxis eigentlich ist und wie es sein kann, dass zwei Leute gegebenenfalls für ein Verbrechen verurteilt werden könnten, was nur eine von ihnen begangen hat. Hochgradig spannend, mit vielen Nebenthemen und einer wirklich fesselnden Erzählweise kommt Fifty Fifty also daher und dann kommt das große Finale: Wer wird verurteilt, die Chance steht Fifty Fifty…

Es war wie beim ersten Buch, ich habe das Buch quasi wieder in einem durch gelesen und war wirklich gefesselt und hochgradig unruhig, endlich zu wissen, was da los ist und wie Steve Cavanagh es hinkriegen will, eine logische Aufklärung zu bringen. Und am Ende hab ich das Buch wieder einmal zufrieden zu geklappt und in den Schrank gestellt. Großartig!