Nichts für schwache Nerven
*Werbung - Rezensionsexemplar*
!!Triggerwarnung !! Kindesmissbrauch
Ich war früher schon sehr empfindlich, wenn es um Verbrechen mit Kindern ging, seitdem ich selber Kinder habe ist die Vorstellung ihnen könnte jemand absichtlich Leid zufügen unerträglich. Bei diesem Buch hätte ich aufgrund des Klapptextes schon wissen müssen auf was ich mich da einlasse, aber ich wollte es trotzdem lesen, tja selber Schuld kann ich da nur sagen…
‚Schlaft, Kinder, schlaft‘, geschrieben von Anders Roslund und erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag.
https://www.ullstein.de/werke/schlaft-kinder-schlaft/paperback/9783864931444
Sie waren beide vier Jahre alt, als sie am selben Tag verschwanden. Jetzt werden sie von ihren Familien zu Grabe getragen. Doch beide Särge sind leer, die Körper der Mädchen wurden nie gefunden. Kriminalkommissar Ewert Grens macht sich auf die Suche nach den verschwundenen Kindern und muss dafür mit Undercoveragent Piet Hoffmann in die dunkelsten Seiten des Darknets vordringen. Sie merken bald, dass es ihre bisher schmutzigste und schwierigste Mission werden wird ...
Schlaft, Kinder, schlaft ist der 2. Band aus der Serie Ewert Grens ermittelt. Das war mir leider nicht bewusst - ich kenne das Vorgängerbuch also nicht. Dieses Buch ist das erste des Autors für mich, aber vorab kann ich schon sagen, dass ich den Vorgänger nachträglich noch lesen werde, da mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen hat. Für den Kriminalfall an sich ist es nicht weiter schlimm, wenn man mitten in der Serie einsteigt, denn dieser ist in sich abgeschlossen. Jedoch lebt so eine Krimiserie auch von der Entwicklung des Ermittlers und den anderen Menschen in seinem Umfeld, daher ist es immer besser wenn man die Bücher der Reihe nach liest.
Schnell kam ich an einen Punkt an dem ich an meine Grenzen gestoßen bin, die Thematik ist extrem heftig und hat mich extrem schlucken lassen. Eine Thematik, die immer aktuell sein wird und regelmäßig Alpträume beschert, man stößt dabei extrem an die Grenzen, kann die eigene Wut kaum zügeln und fühlt sich doch so ohnmächtig, angesichts dieser Hilflosigkeit. Ich habe diese zarte Unschuld gesehen und gleichzeitig habe ich gesehen, wie sie jeden Moment zerstört wird, das ist so tief geprägt von Schmerz und unkontrollierter Verzweiflung. Und dann kommt Ewert ins Spiel und kämpft bis aufs Blut für diejenigen, die es nicht können. Was die Thematik ist? Was ich damit meine? Die Story führt uns in die Abgründe des Darknets und zu einem international agierenden Pädophilenring. Obwohl viele Szenen nur im Ansatz geschildert werden, schafft es Roslund eine sehr düstere und bedrückende Stimmung zu erzeugen. Ich war beim Lesen ebenso dankbar wie Ewert Grens oder Piet Hoffmann, die Bilder und Videos nicht bis ins Detail und bis ans Ende mitverfolgen zu müssen. Das durch die Andeutungen angestoßene Kopfkino reichte aus, um beim Lesen an meine Grenzen zukommen.
Man denkt es ist nur ein Buch, aber das Wissen, dass diese Fiktion auf realen Übergriffen beruht, die sich Tag für Tag auf der Welt abspielen, macht es umso wichtiger, diese grausame Gewalt gegen Kinder zu thematisieren, um sie wirkungsvoll bekämpfen zu können.
Das Buch hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht, ich bin behütet aufgewachsen und eigentlich ein Mensch der von anderen nichts Böses denkt. Vielleicht ergreifen mich gerade deswegen diese Themen so sehr, es will sich mir einfach nicht erschließen, warum man anderen Menschen und insbesondere Kindern so schreckliche Dinge antut. Immer wieder musste ich das Buch an die Seite legen, weil mir Tränen in Strömen übers Gesicht gelaufen sind, immer wieder musste ich Trost bei meinem Mann suchen und immer wieder die Frage nach dem Warum, die mir einfach niemand beantworten kann.
Ein Buch das ich empfehlen kann, das aber definitiv nichts für Zartbesaitete ist.
