Wenn es um warmherzige, witzige, absolut chaotische und dabei tief bewegende Familiengeschichten geht, dann heißt die Antwort für uns ganz klar: Judith Allert!
Wir sollten ernsthaft T-Shirts drucken – „Knäckebrothelden United“ oder „In Judith we trust“. Denn was sie da mit „Knäckebrothelden – oder: Wie man seine Familie rettet“ abliefert, ist nicht nur ein Lesehighlight, sondern eine bittersüße Achterbahnfahrt durch alle Gefühlslagen, die man sich vorstellen kann – in einer Knäckebrotdose verpackt.
Stellt euch vor: Opa ist gestorben. Alle sind durch den Wind. Mama funktioniert nur noch im Arbeitsmodus, Papa schaltet auf Dauerfröhlich-Modus (was auf Dauer echt anstrengend ist), die Zwillinge nerven wie ein kaputter Wasserhahn, und Oma – die sonst immer alles zusammengehalten hat – schweigt. Und mittendrin: Samy, unser Held, der alles irgendwie versucht zusammenzuhalten, obwohl er eigentlich selbst nicht weiß, wie.
Und dann – tadaaa – taucht der Zettel auf. In der Sofaritze (natürlich, wo auch sonst? Große Entdeckungen wurden ja schon immer in Sofaritzen gemacht!). Opas letzter Wunsch: Noch einmal ans Meer. Nur… wie erfüllt man den letzten Wunsch eines Menschen, wenn alle Beteiligten gerade ein emotionales Durcheinander sind?
Na klar. Man nimmt Opas Asche, schmeißt sie in eine Knäckebrotdose (ernsthaft – in eine Knäckebrotdose, allein dafür gebührt diesem Buch ein Preis), und steigt mit der halbfunktionalen Familie in einen Bus. Klingt verrückt? Ist es auch. Und gleichzeitig wunderschön.
Was folgt, ist ein absolut turbulenter, herrlich chaotischer, sehr emotionaler Roadtrip. Mit Pannen, Zoff, Tränen, Lachanfällen, und der Erkenntnis: Familie ist manchmal anstrengend, aber am Ende sind genau diese Menschen unser Zuhause. Judith Allert schafft es dabei, das schwere Thema Verlust kindgerecht und gleichzeitig respektvoll umzusetzen – mit einer Leichtigkeit, die nie oberflächlich wird. Es darf gelacht, geweint und nachgedacht werden.
Besonders genial: Durch die Ich-Perspektive von Samy sind wir ganz nah dran. Wir lesen nicht nur, wir fühlen mit. Wir schimpfen mit ihm, lachen mit ihm – und ja, vielleicht drücken wir an der einen oder anderen Stelle auch mal eine Träne weg. (Oder auch zwei. Oder sieben.)
Der Schreibstil ist so angenehm und flüssig, dass man das Buch quasi inhaliert. Judith Allert schreibt mit Herz, mit Hirn und mit Humor – eine Kombination, die man in Kinderbüchern nicht oft in dieser Qualität findet.
Unser Fazit?
Ein Knaller. Ein Buch wie ein Roadtrip mit kaputtem Navi, aber ganz viel Herz im Kofferraum. Judith Allert hat mal wieder bewiesen, dass sie Familienchaos in Buchform perfekt beherrscht.
Unbedingt lesen – mit Knäckebrot in der einen und Taschentuch in der anderen Hand.
Herzensempfehlung mit Tempotaschentuch-Zertifikat und Fanclub-Gründungsantrag in Arbeit. 💛