Lauren DeStefano – LOST ONES: Die Geschichte von Käpt’n Hook und seiner Zwillingsschwester

Disney Villains – Dark Ascension Band 2

Lauren DeStefano – LOST ONES: Die Geschichte von Käpt’n Hook und seiner Zwillingsschwester

„Manche Geschichten beginnen mit einem Abenteuer. Andere mit einem Wunsch. Doch manchmal beginnt alles mit einer Entscheidung – und deren Konsequenzen.“


Nach dem großartigen Auftakt mit „Dirty Minds“ war für mich klar: Diese Reihe werde ich weiterlesen. Und so ging es für mich direkt weiter mit Band 2 – „Lost Ones“ von Lauren DeStefano.

Schon die Idee, ausgerechnet Käpt’n Hook – einen der ikonischsten Disney-Schurken – in den Fokus zu rücken, hat mich begeistert. Aber dass er eine Zwillingsschwester hat? Das war neu. Und genau das macht den Reiz dieses Bands aus: Die bekannte Geschichte wird nicht einfach weitererzählt, sondern von innen heraus neu gedacht.

Zwei Geschwister, zwei Wege – eine Entscheidung

James Hook und Marlene wachsen in einem verschlafenen Fischerdorf auf, gefangen zwischen Erwartungen, Langeweile und der Ahnung, dass da draußen mehr sein muss.

Marlene ist voller Neugier und Lebenshunger, bereit, über Grenzen zu gehen. James hingegen ist ruhiger, grüblerischer – ein Denker, dessen innere Welt so laut ist wie seine äußere oft still. Ihre Verbindung ist stark – sie sind mehr als nur Geschwister, sie sind Verbündete gegen die Enge ihres Lebens.

Bis zu dem Moment, an dem ein Wunsch – Marlenes Wunsch – alles verändert.

Nimmerland: Paradies mit Schatten

Als sie in das magische Nimmerland gelangen, scheint es zunächst wie die Erfüllung all ihrer Träume.

Doch Lauren DeStefano lässt rasch durchblicken: Nimmerland ist kein harmloser Spielplatz.

Es ist eine Welt, in der nichts einfach nur gut oder böse ist – in der Verlockung, Manipulation und Machtspielchen unter der Oberfläche lauern.

Und mittendrin: Peter Pan, charismatisch, faszinierend und mehrdeutig. Ist er Held oder Tyrann? Freund oder Feind? Diese Frage schwingt durch jede Begegnung.

Charaktere mit Tiefe, Konflikte mit Relevanz

Was „Lost Ones“ für mich besonders gemacht hat, ist die tiefgründige Charakterentwicklung – allen voran James’ innerer Konflikt.

Er ist ein Junge, der stets im Schatten stand. Der sich sehnt nach Anerkennung, nach einem Platz in der Welt. Und je mehr er merkt, dass dieser Platz vielleicht gar nicht existiert – zumindest nicht so, wie er ihn sich erhofft –, desto düsterer wird sein Blick.

Seine langsame Wandlung in den späteren Käpt’n Hook ist brillant angelegt – nicht übertrieben, nicht plakativ, sondern menschlich und nachvollziehbar. Man spürt seine Verletzlichkeit, seinen Frust, seine Enttäuschung. Und das macht seine späteren Entscheidungen umso tragischer.

Marlene hingegen ist das Licht, das ihn eine Zeit lang begleitet – selbstbewusst, freiheitsliebend, und doch auch sie nicht gefeit vor den Versuchungen Nimmerlands. Ihre Begegnungen mit Peter Pan gehören zu den spannungsvollsten Momenten des Buchs – voller unterschwelliger Machtspiele, aber auch gegenseitigem Respekt. Ihre Figur lebt von der Ambivalenz, nicht alles ist schwarz-weiß, nicht alles ist eindeutig.

Zwischen Märchen und psychologischem Coming-of-Age

Lauren DeStefano gelingt es, ein fein gewobenes Geflecht aus Märchenelementen, düsterer Atmosphäre und emotionalem Tiefgang zu schaffen.

Ich mochte besonders, wie sehr die Geschichte nicht auf Effekte, sondern auf Innenschau und zwischenmenschliche Spannungen setzt. Jeder Blick, jedes Wort, jede Handlung hat Gewicht – und das macht das Buch unglaublich dicht und eindringlich.

Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet – egal ob es sich um andere Verlorene Jungs oder um James’ erste zarte Freundschaften handelt. Sie alle tragen zur Entwicklung der Hauptfiguren bei, sie spiegeln, fordern heraus, enttäuschen – und lassen uns tiefer blicken.

Fazit: Dunkel, vielschichtig und berührend

„Lost Ones“ ist kein Buch über den Bösen. Es ist ein Buch darüber, wie man einer wird – und was es bedeutet, dabei vielleicht sogar Gutes zu wollen.


Dieser zweite Band der Dark Ascension-Reihe hat mich tief berührt.

Er ist düsterer, reflektierter und psychologisch dichter als Band 1 – und gerade das macht ihn so besonders.

Lauren DeStefano hat eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht, die nachhallt – und die Lust macht auf mehr. Ich bin sehr gespannt, welchen Schurken wir als nächstes neu entdecken dürfen.

Für Fans von dunklen Märchen, intensiver Charakterentwicklung und Disney mal anders – absolut empfehlenswert.

5 von 5 Sternen. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️